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Host Broadcaster und technische Gesamtleitung |
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Die SRG SSR idée suisse ist gastgebender Fernsehproduzent, sogenannter Host Broadcaster, der FIS Alpinen Ski WM 2003 in St. Moritz. Rund 170 Mitarbeitende aus allen Unternehmenseinheiten der SRG SSR sorgen für die Produktion und weltweite Verbreitung der Radio- und Fernsehsignale. 30 Kameras vermitteln dem TV-Publikum spannenden Sport, Emotionen und die Schönheiten der Oberengadiner Landschaft. Sportliche Grossereignisse wie Olympische Spiele und Weltmeisterschaften stossen auf enormes Medieninteresse. Der Host Broadcaster einer solchen Veranstaltung ist für die Produktion des internationalen Fernsehsignals und des internationalen Radiotones verantwortlich. Er stellt die gesamte Infrastruktur (Kommentatorenkabinen, Verbindungen, Studios und Büros) zur Verfügung und koordiniert die Bedürfnisse sämtlicher Radio- und Fernsehstationen aus dem In- und Ausland. Planung und Organisation Im April 2000 nahm das 13-köpfige Projektteam unter der Leitung von Arthur Hächler die Planung der WM-Übertragungen in Angriff. Das Projektteam setzt sich aus Mitarbeitenden der Business Unit Sport der SRG SSR, des Schweizer Fernsehens DRS, des tv productioncenter zürich (tpc) und der Media Services zusammen. Das tpc, unter der Federführung von August Reinhard, hat die technische Gesamtleitung übernommen und wird während der WM durch die Produktionsabteilungen des Westschweizer und Tessiner Fernsehens TSR und TSI unterstützt. Ausgangslage Bei der Entwicklung des Produktionskonzeptes galt es, verschiedene Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Sämtliche WM-Rennen finden im Skigebiet Corviglia statt und münden in ein einziges Zielgebiet auf Salastrains. Pistenbauer Bernhard Russi und die Renndirektoren der FIS haben den genauen Streckenverlauf festgelegt. Die FIS schreibt vor, dass von sämtlichen Rennabschnitten Bilder zu produzieren sind. Ebenfalls muss der Host Broadcaster gewährleisten, dass eine Stunde nach Beendigung eines Laufes auf einer anderen Piste der nächste Wettkampf starten kann. Produktionskonzept Als Folge des gemeinsamen Zielgeländes für alle Rennen und der geforderten Flexibilität bei wetterbedingten Programmumstellungen wurde für die Ski-WM St. Moritz ein neues Übertragungskonzept gewählt: Die Signale jeder einzelnen Kamera werden ins Technical Operation Center (TOC) im Zielhaus übermittelt und dort mittels einer Vor- und Endregie zum eigentlichen Fernsehbild zusammengestellt. Auf der rund drei Kilometer langen Corviglia-Piste sowie im Zielgelände Salastrains kommen insgesamt 30 Kameras an über 60 Standorten zum Einsatz. Da mit gebräuchlichen Kamerakabeln keine kilometerlangen Distanzen überwunden werden können, hat das tv productioncenter zürich (tpc) im Auftrag des Hoast Broadcasters SRG SSR idée suisse entlang der Strecke sechs Kamera-Anschlusspunkte, sogenannte Hubs, errichtet. Daran können je bis zu zehn Kameras angeschlossen werden. Von den Hubs gelangen die Bild- und Tonsignale über permanente Glasfaserkabel zum Kabelbahnhof im TOC. Die rund 25 Kilometer Glasfaserkabel wurden im Sommer 2001 in bestehende Rohre der Beschneiungsanlagen verlegt und bei den FIS Weltcup Rennen im Dezember 2001 und im Februar 2002 bereits genutzt. In Salastrains enden nicht nur die Pisten aller Disziplinen, hier stehen auch alle Produktions- und Regieeinrichtungen. In unmittelbarer Nähe des Zielgeländes hat die SRG SSR idée suisse im Vorfeld der WM auf einer Fläche von 2'400 m² einen TV Compound erstellt. Das Technical Operation Center (TOC) sowie die Reportagewagen der nationalen und internationalen Fernsehstationen sind darin untergebracht. Trotz der Höhe von 2'000 Meter ist Salastrains auch mit grossen Reportagewagen gut erreichbar. IBC - International Broadcast Center Das Livesignal des Host Broadcasters sowie die individuellen Programme der in- und ausländischen TV-Sender werden vom TOC auf Salastrains ins Internationale Radio- und Fernsehzentrum (International Broadcast Center - IBC) nach St. Moritz Bad weitergeleitet. Im umgebauten Tenniszentrum Corviglia richtet der Host Broadcaster sowohl für die einzelnen Radio- und Fernsehsender der SRG SSR, als auch für die ausländischen TV-Unternehmen auf einer Fläche von 2'300 m² rund 70 Büros, Bearbeitungsplätze, Studios und Technikräume ein. 16 Mitarbeitende aus allen Unternehmenseinheiten der SRG SSR sorgen dafür, dass das technische Schaltzentrum IBC fast rund um die Uhr in Betrieb ist. Vernetzung und Verbreitung Die Produktionsstandorte Salastrains (Rennen), St. Moritz Dorf (Startnummernverlosungen und Siegerehrungen) und IBC müssen permanent miteinander verbunden sein. Glasfaserleitungen gewährleisten diese Vernetzung und garantieren den im IBC tätigen Broadcastern jederzeit Zugriff auf die verlangten Bild-, Ton- und Kommunikationssignale. Im Master Control Room werden die in St. Moritz produzierten Bild- und Tonsignale zum letzten Mal kontrolliert, bevor sie über die Satelliten-Sendeanlagen weltweit verbreitet werden. Neben Bild- und Tonverbindungen müssen bei einer solchen Grossveranstaltung auch ausreichende Daten- und Telefonverbindungen zur Verfügung stehen. Erstmals bietet der Host Broadcaster das gesamte Verbindungsnetz an. Die dadurch entstehende grosse Menge an gemieteten Verbindungen und Anschlüssen ermöglicht einen günstigeren Einkauf bei externen Dienstleistungspartnern und damit Einsparungen für alle Rundfunkstationen. Zudem haben die Broadcaster nur einen Ansprechpartner für alle Verbindungsbedürfnisse. Die SRG SSR misst der Betriebssicherheit höchste Priorität zu. So sind alle sendewichtigen Signalwege doppelt ausgelegt und drei Dieselaggregate garantieren eine unterbruchslose Stromversorgung. Direkte Zuführung der Kamerasignale an die Fernsehregien Normalerweise werden bei Grossproduktionen die Kameras örtlich auf bis zu drei Subzentren aufgeteilt und als fertig vorgeschnittene Sequenz einer Endregie zugeführt. Das Produktionskonzept des tpc sieht vor, dass die Signale jeder einzelnen Streckenkamera zu einer zentralen Stelle im Bereich des TV Compound auf Salastrains geführt und von dort aus den Anforderungen der verschiedenen Rennen entsprechend - in der jeweils richtigen Anzahl und Reihenfolge - den Bild- und Tonregien zugeschaltet werden. Bei den "Speed-Wettbewerben" -Abfahrt und Super-G - wird der Schnitt zwar ablaufmässig aufgeteilt in eine Start-, Vor- und Endregie, örtlich aber nicht getrennt. Die Start- bzw. Vorregie ist zuständig für die lückenlose Produktion und Zuspielung derjenigen Streckenabschnitte, welche - der vorgegebenen Startintervalle wegen - nicht live übertragen werden können. Die Endregie übernimmt dann die FahrerInnen ab dem Live-Abschnitt bis ins Ziel, spielt die Signete oder Slow Motions ein und fügt die Grafiken hinzu. Eine solche Aufteilung hat den Vorteil, dass die einzelnen Regietypen sowohl bezüglich ihrer Ausrüstung wie auch ihres Layouts optimal den entsprechenden Bedürfnissen angepasst werden können. Der Hauptvorteil dieses etwas andere Produktionskonzepts ist vor allem die Flexibilität bei Programmumstellungen als Folge möglicher Schlechtwettereinflüsse. Unter anderem wird nämlich verlangt, dass eine Stunde nach Abschluss eines Rennens auf der einen Piste, ein nächster Wettbewerb auf einer anderen Piste gestartet werden kann. Oder ein Abfahrtstraining, welches auf der anderen Piste, unmittelbar nach Abschluss eines "Speed-Wettbewerbes" gestartet wird (oder umgekehrt), muss zumindest eingeschränkt übertragen könnrn (mit maximal acht Kameras). An den alpinen Skiweltmeisterschaften sind 30 Kameras im Einsatz - verteilt auf die einzelnen Disziplinen an über 60 Standorten. Die meisten davon müssen zwischen den jeweiligen Rennen umplatziert werden. Diesem Umstand kommt allerdings entgegen, dass alle Läufe ausschliesslich auf zwei Hauptpisten ausgetragen werden, welche links und rechts entlang der Sesselbahn Salastrains hinunterführen. Damit das Umplatzieren so rasch als möglich erfolgen kann, wurden an geeigneten Stellen sechs Kamera-Anschlusspunkte (Hubs) errichtet. Platzierung der Hubs Auf der Basis der vorliegenden Pistenpläne und der festgelegten Kamerapositionen wurden die Standorte der Hubs festgelegt. Selbstverständlich war dabei auch die Nutzungsmöglichkeit bereits vorhandener oder geplanter Schächte und Rohre zur Unterbringung von Anschlüssen der Beschneiungsanlagen ausschlaggebend. Verteilt auf alle Streckenabschnitte wurden insgesamt sechs Hubs an folgenden Orten installiert: Hub 01 Start Abfahrt Herren Hub 02 Murrezzan Hub 03 Masten 17 Hub 04 Masten 10 Hub 04a Start Riesenslalom Hub 05 Alp Tschopp Auf der Basis dieser definierten Standorte wurde die Aufteilung der einzelnen Kameras auf die jeweiligen Hubs ausgearbeitet. Dabei musste Folgendes gewährleistet werden:
Aufbau eines Hubs Während den "skirennenlosen" Zeiten besteht ein Hub aus einem Schacht, in dem aufgerollt die oberen Enden der Fiberglaskabel liegen. Sie sind bereits betriebsfertig konfektioniert, also mit einem Steckeranschlussfeld ähnlich einem "Netzverteiler" versehen. Ein wasserdichter, darübergeschraubter Schlauch schützt die empfindlichen Buchsen vor Beschädigungen durch mögliche Umwelteinflüsse. Die Schächte sind bauseitig so ausgelegt, dass eindringendes (Schmelz-) Wasser auch immer problemlos abfliessen kann. Findet ein Skirennen statt, wird im unmittelbaren Bereich dieser Schächte je ein Container mit einer Fläche von ca. 15 m² platziert. Er bietet Raum für den Aufbau der produktionstechnischen Ausrüstung. Dabei wird die CCU (Camera Control Unit) jeder Kamera im jeweiligen Hub installiert, dies zusammen mit den opto-elektrischen Wandlern und der benötigten Tontechnik. Dieses Konzept brachte eine Unabhängigkeit der einzusetzenden, beziehungsweise verfügbaren Kameratypen, welches eine Voraussetzung für eine Gemeinschaftsproduktion der drei Unternehmenseinheiten der SRG SSR ist. Die Stromversorgung all dieser Geräte erfolgt ebenfalls über fix verlegte Netzkabel oder durch vor den Containern aufgestellte Dieselaggregate. Verkabelungskonzept An einen Hub können je bis zu zehn Kameras angeschlossen werden. Von jedem Hub aus führt eine genügende Anzahl von Verbindungsleitungen sternförmig in den Kabelbahnhof im Zielgebäude in Salastrains. Um die grossen Distanzen zwischen Hub und Kabelbahnhof, von zum Teil über 3 km überwinden zu können, werden Glasfaserkabel mit einer entsprechend notwendigen Umsetzung der Bild- und Tonsignale auf Lichtwellen eingesetzt. Die Kabel sind unterirdisch in grösstenteils existierenden Rohren verlegt worden; bereits heute enthalten diese die elektrischen Verbindungen der Beschneiungsanlagen. Wegen der benötigten Bandbreite einerseits - übertragen werden digitale Bildsignale mit einer Datenrate von 270 Mb/s - aber auch wegen den grossen Distanzen werden ausschliesslich Singlemode-Fasern eingesetzt. Da an einem einzelnen Hub gesamthaft nicht mehr als zehn Kameras angeschlossen werden, genügen pro Hub je zwei Fiberglaskabelbündel mit zwölf einzelnen Fasern. Bergseitig erfolgt das letzte Verbindungsstück zwischen dem Hub und der Kamera der hohen Flexibilität wegen mittels dem normalen Triaxkabel. Die Längen beschränken sich dabei grösstenteils auf wenige 100 Meter. Ebenfalls mittels Triaxkabel erfolgt die Verkabelung der Kameras in unmittelbarer Nähe des Zielgebietes. Grund hierfür sind die überschaubaren Kabellängen sowie die dort fehlende Notwendigkeit eines raschen Umplatzierens. Die Signale, welche von einem Hub aus zum zentralen Kabelbahnhof geführt werden müssen, sind zusammengefasst die folgenden:
Aufbau des Kabelbahnhofs Im Kabelbahnhof sind die einzelnen Fasern der ankommenden Fiberglaskabel auf optische Steckfelder aufgelöst, montiert sind diese in abschliessbaren Wandschränken. Der Platzbedarf dazu beträgt gesamthaft nicht mehr als 4 m². Die Kästchen mit einer Tiefe von max. 40 cm wurden an die Wand montiert. An diesen Steckfeldern können nun mittels handelsüblicher Verbindungskabel die Interfaces für die opto-elektronische Zurückwandlung der digitalen Ton- und Bildsignale angeschlossen werden. Eingebaut sind diese - analog zum restlichen technischen Equipment - in einzelnen Flightcases. Dieser modulare Aufbau ermöglicht eine problemlose weitere regelmässige Nutzung auch ausserhalb der Skirennen in St. Moritz. Vom Signalverteilzentrum aus - in seiner Funktion ist es vergleichbar mit einem einfachen Schaltraum - werden die Kamerabilder und Tonsignale einerseits den Vor- und Endregien zugeführt, andererseits aber auch als "isolated Cameras" den im TV Compound anwesenden Fernsehanstalten angeboten. Konzept Kameradistribution Die verlangte flexible Zuschaltmöglichkeit der einzelnen Kameras an die jeweiligen Regien verlangt auch ein entsprechendes Verteilkonzept. Realisiert wird dies mit einem Durchschaltesystem, bestehend aus einer verkoppelten Video- und Tonkreuzschiene. Auf einem übergeordneten Steuersystem können die einzelnen Konfigurationen für jedes Rennen vorbereitet, abgespeichert und entsprechend auch wieder abgerufen werden. Dabei werden nicht nur die Bild- und Tonsignale der einzelnen Kameras ihren Verbrauchern richtig zugeschaltet, sondern auch deren Rotsignalisation und Gegensprechverbindungen. Steuersysteme dieser Art sind beim tpc schon seit längerer Zeit, sowohl bei der Aussenproduktion wie auch im Studio, erfolgreich im Einsatz. Aufgebaut wird das ganze System im TOC. Eine Distributionsanlage dieser Grössenordnung - was die Anzahl benötigter Ein- und Ausgänge betrifft - wird allerdings nur für die Zeit der Weltmeisterschaften benötigt. Für die Übertragung von einzelnen Weltcuprennen genügen die in den Übertragungswagen des tpc integrierten Kreuzschienensysteme. Technische Leckerbissen Die WM-Übertragungen der SRG SSR idée suisse sollen dem Fernsehpublikum spannenden Sport, Emotionen und auch die Schönheiten der Oberengadiner Landschaft vermitteln. Natürlich hat die SRG SSR den Ehrgeiz, einige technische Finessen zu präsentieren. Eine besondere Herausforderung bildet der Starthang der Männer-Abfahrt auf dem Piz Nair auf 2'840 m.ü.M. Bei einem Gefälle von beinahe 100 Prozent erreichen die Fahrer innerhalb von sechs Sekunden eine Geschwindigkeit von 120 bis 130 km/h. Damit den TV-Zuschauern die Steilheit dieses Hanges vermittelt werden kann, wird seitlich vom Start ein Kamerapodest im Berg verankert, von wo ein entsprechend gesicherter Kameramann die spektakulären Bilder realisiert. Bei den Riesenslaloms und Slaloms verfolgt eine Seilbahnkamera die Fahrer mit einer Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h und eröffnet dem TV-Publikum eine neue Optik. Von der anderen Talseite gewährt eine Gegenhangkamera mit einem Riesen-Teleobjektiv aus fünf Kilometern Entfernung einen Gesamtüberblick über Rennen und Landschaft. Pistenbauer und SF DRS Co-Kommentator Bernhard Russi befährt direkt vor der Männer-Abfahrt und dem Super G mit einer Handkamera die Strecke und vermittelt die bekannten Bilder aus Sicht eines Fahrers. Vor den Frauen-Rennen ist der ehemalige Abfahrts-Weltmeister Urs Lehmann mit der Handkamera unterwegs. Die Super-Slow-Motion-Kamera liefert neben präzisen Zeitlupenaufnahmen auch Bilder für die Dartfish-Analyse, mit welcher die Läufe zweier Fahrer miteinander verglichen werden können. Und als weitere Leckerbissen werden die TV-Zuschauer aus St. Moritz spektakuläre Bilder aus luftiger Höhe sehen, gedreht von Fallschirmspringern, Deltaseglern und Skysurfern. Kleinst-Kameras (Lipstick-Kameras) werden in Slalomstangen eingebaut oder unter einem Sprung im Schnee eingegraben. Facts and figures
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