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Voyeurismus von Berufs wegen |
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Eingefleischte "Big Brother"-Fans frohlocken: Seit dem 2. September flimmert allabendlich "Die Bar" in die gute Stube. Die neue Show ist kein holländisches Produkt à la Endemol - nein, sie stammt aus Schweden. Genauer: aus der Ideenküche der Firma Strix. Deshalb ist auch das Konzept etwas anders. Die Kandidatinnen und Kandidaten betreiben die ZicZac-Bar und wohnen in einem Gebäudetrakt im ersten Stock des Rockhotels. Keine Kamera mehr auf dem Klo, keine Linse im Treppenhaus. Freundinnen, Verflossene und dergleichen können ihre Lieben jederzeit im Zürcher Niederdorf heimsuchen. Geblieben vom alten "Big Brother"-Konzept sind die sechs Jungs und sechs Mädels, die während zwölf Wochen um 150'000 Franken fighten. Abwahlen wie gehabt. Geblieben ist auch das tpc als Produktionspartner von TV3. Im Unterschied zur "Big Brother"-Produktion, bei der damals auch Spezialisten der dänischen Firma Metronome die Technik mit aufbauten, hat das tpc für "Die Bar" die gesamte technische Konzeption alleine übernommen. Und die Installation gestaltete sich dieses Mal um einiges schwieriger. Denn im Zürcher Rockhotel herrschen ganz andere Verhältnisse als im Glattfeldener Container. Damit die Regie und der Apparateraum überhaupt im Hotel eingerichtet werden konnten, musste mit den Behörden verhandelt werden. Kam dazu, dass für die mobilen Schnittplätze in den Hotelzimmern eine Umnutzungs-Bewilligung erforderlich gewesen wäre. Eine solche zu erhalten, hätte allerdings zu lange gedauert. Selbst für den Reportagewagen liess sich nirgendwo ein fester Platz finden. Eine schwierige Ausgangslage also. Doch das tpc-Projektteam unter der Leitung von Peter Schirmer wusste sich zu helfen: Kurzerhand wurde die Technik des Reportagewagens L2 ausgebaut und in Zimmer 201 in der Regie wieder eingebaut. Für die mobilen Schnittplätze suchte man in Nachbargebäuden nach Möglichkeiten. Die Postproduction befindet sich jetzt in der ehemaligen Kantine der Fraumünster-Post. Seit Mitte Juli waren in der Regel täglich vier tpc-Leute mit dem Einrichten der Technik im Rockhotel beschäftigt. Erst wurden Regie und Apparateraum im ersten Stock nahe der Wohnräume bestückt, danach die Bar vorbereitet. Michael Hunziker, Projektleiter Video bzw. TOM (Technical Operating Manager): "Das Schwierige hier war, dass wir am Interieur der Bar absolut nichts verändern sollten." So mussten sich die Profis etwas einfallen lassen. In der Bar ist jetzt so diskret wie möglich ein Grid (Gitter-Gerüst) für Scheinwerfer und Kameras installiert. Acht Kameras befinden sich im Raum, die restlichen 19 filmen einen Stock höher: in den beiden Schlafzimmern, in der Küche, im Wohnraum Video- und Audiokabel mussten von der Regie via Lichthof in die Bar hinuntergeführt werden. Eine andere knifflige Aufgabe, vor die das tpc-Team in der Bar gestellt wurde, war der abendliche Geräuschpegel von 95 Dezibel. Jürg Furler, verantwortlicher TOM für Ton, entschied sich deshalb, die Frauen und Männer am Tresen zusätzlich mit Headset-Mikrofonen auszurüsten. Der Aufbaujob im Niederdorf gestaltete sich zunehmend anspruchsvoller. Kaum war das eine Problem gelöst, tauchte auch schon das nächste auf. Diesmal in Form von Zeitnot: Zutritt zu den vier Hotelzimmern, die in der Summe die Wohnung ausmachen, hatten die tpc-Leute nämlich erst zwei Wochen vor Sendebeginn. Der Grund: Das Hotel war wegen der Streetparade bis und mit 12. August total ausgebucht. Da half nur eine meisterhafte Planung und minuziöse Vorbereitung. Wer mit wem keift oder knutscht, das zeichnen nun während der nächsten Wochen diverse tpc-Produktionsteams auf. Im ZicZac stehen seit Sendestart rund um die Uhr immer ein TOM, je nach Wochentagen ein bis zwei Produktionsteams, ein Shader (Bildoperateur) und ein Tontechniker im Einsatz. Vor Ort werden jeweils auch eine bis zwei ENG-Crews auf der Lauer liegen, die - sollte sich Aussergewöhnliches ereignen - umgehend für Interviews etc. zur Stelle sind. Über den Sender gehen schliesslich die Tages-Zusammenschnitte sowie die Livesendung, die am Sonntagabend alles rund um das Bar-Geschehen bringt. Text: Brigitte Maurer Fotos: Oscar Alessio | |||||