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Traumjob im Wandel der Zeit |
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Bei eurem Einstieg in den Beruf: Wie wurde da gearbeitet? VENDULA: Ich bin mit so genannten Schneidetischen eingestiegen, mit Klebepresse, am Anfang sogar mit Leim. Das Material wurde von Beginn an gemeinsam mit dem Regisseur besichtigt. Wir arbeiteten mit Handschuhen, damit die Originale nicht beschädigt wurden. Doch das ist alles schon lange nicht mehr wahr. CATHERINE: Im Studium haben wir Film 35mm und linear auf Beta geschnitten. Das war vor ca. acht Jahren. Das digitale Schneiden habe ich dann vor fünf Jahren gelernt - hier in der Schweiz bei einer privaten Firma. Dass ich digital schneiden konnte, war sicher der Hauptgrund, dass ich bei SF DRS/tpc den Job bekam. Wie viele Umschulungen habt ihr bereits erlebt? VENDULA: Ich hab erst auf Umatic, dann auf Beta linear, dann digital umgelernt. In diesem Bereich sind wiederum noch neue Formate und Geräte hinzugekommen. Das war schon happig. CATHERINE: Was ich im Studium diesbezüglich gelernt habe, war super. In der Schweiz habe ich dann digital schneiden gelernt. Aber auch seither entwickeln sich die Systeme laufend weiter. Muss man heute in der Summe mehr können als früher? CATHERINE: Es gibt nicht mehr oder weniger Kompetenzen als früher, aber andere. Heutzutage sind zum Beispiel nebst dem eigentlichen Editing auch Kenntnisse von komplexen Grafik-Anwendungen gefragt. VENDULA: Durch die neuen technischen Möglichkeit hat sich der Arbeitsbereich erweitert. Diese Kenntnisse werden natürlich heute verlangt. Und die Möglichkeiten sind noch immer unerschöpft. Das Berufsbild hat sich sehr erweitert; es umfasst mittlerweile mehrere Jobs. Früher hast du dich auf die gestalterische Arbeit konzentriert und konntest dafür mehr Zeit aufbringen. Wie steht ihr zu der ganzen Entwicklung? CATHERINE: Die Möglichkeit des digitalen Schneidens find ich genial. Ich denke, man muss auch Freude haben. dass sich die Sachen ändern. Weil sie so schnell ändern. Man sollte sich dafür interessieren. Sonst kommt man einfach nicht mehr mit. Klar, manchmal stelle ich mir schon auch die Frage, ob ich ein Jahr Urlaub nehmen könnte, ohne danach weg vom Fenster zu sein. VENDULA: Damals war das noch anders. Auch nach meiner Baby-Pause: Der Schneidetisch war immer derselbe. Ich finde es schade, dass man heute glaubt, man könne alles beherrschen. Dieser ständige Wechsel von einem Gerät auf das andere stellt eigentlich einen Nachteil für alle Beteiligten dar. Zwar werden die Griffe immer schneller, aber bis du alle Möglichkeiten kennst, braucht es eben einfach ein Minimum an Zeit. Wohin wird sich die Postproduction eurer Meinung nach bewegen? CATHERINE: Es wird sehr viel Grafik integriert werden und natürlich auch Internet. Kürzlich bin ich beispielsweise gebeten worden, einen Film vom Internet herunterzuladen und in einen Beitrag einzufügen. Die Qualität ist jetzt noch nicht optimal, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Irgendwann gibt's genug Speicher, und der Transport wird noch einfacher. VENDULA: Mittlerweile habe ich mich mit der Technik angefreundet. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, wie weit die Entwicklung noch gehen wird. Vielleicht wird es vermehrt neue Möglichkeiten von Quellen geben. Der Beruf wird sich garantiert noch stärker auf die Technik ausrichten. Eigentlich schade, wenn man bedenkt: ich kam damals absolut ohne Technik zum Beruf und wollte ja nicht unbedingt Technikerin werden. Also ein Abschied vom Traumjob? CATHERINE: Einsprache! Für mich stimmt der Job im Moment total. Und ich nehme die Veränderungen auch gerne an. Aber ich weiss nicht, ob das immer so sein wird. Im Studium hab ich es mir auch anders vorgestellt. Und es wird in zwei, drei Jahren wieder anders sein. VENDULA: Ich bereite mich langsam auf die Pension vor. Die berufliche Zukunft ist nicht mehr so wichtig. Doch: ich mache den Job noch immer gern. Wenn ich jetzt jung wäre und die Technik von Anfang an beherrschen würde, könnte ich mich der Catherine voll anschliessen. Was wünscht ihr euch vom tpc? VENDULA: Es wäre schön, wenn wir mehr Zeit hätten, auch für die Kommunikation - so wie früher. Heute drehen sich die Gespräche untereinander eher um Hilfeleistungen. Trotzdem geniesse ich den Austausch mit den Jungen sehr. CATHERINE: Dass es nicht immer so schnell gehen muss. So viel leidet darunter: das Persönliche und die Arbeit. Die ältere Generation von Cutterinnen haben so viel Know-how. Dieses Wissen kann uns Jüngeren aus Zeitmangel nicht weitergegeben werden. Und das ist schlimm: denn irgendwann mal sind die alle weg. Eure persönlichen Zukunftspläne? VENDULA: Ich habe vor, einen Bildungsurlaub in Italien zu machen. Reisen allgemein ist ein Thema. Doch jetzt, mit dem aktuellen Weltgeschehen, möchte ich am liebsten die eigene Umgebung besser kennen lernen. CATHERINE: Reisen würd ich auch gern. Aber mir ist vor allem wichtig, was ich sonst noch mache: viel tanzen, klassisches Ballett, Yoga und Sport. Als Ausgleich zum Beruf. Ich bin extrem gerne draussen. Interview: Brigitte Maurer Foto: Bruno Alder SFDRS | |||||