Durchbilck im Data-Dschungel

Seit vergangenem August verfügt das tpc über eine eigene Softwareentwicklung. Kompliziertes vereinfachen: Das ist die Aufgabe des Zwei-Personen-Betriebs "tpc data".

Die Tal- und Bergfahrten des Dollarkurses, die Sonnen- und Schattenseiten des Wetters oder Wissen und Ratlosigkeit bei "Eiger, Mönch & Kunz". Kaum eine Quizsendung oder eine Grafikdarstellung von SF DRS, die nicht ohne das Know-how der beiden tpc-data-Mitarbeiter Rolf Burri und Patrick Bauer auskommt. "Wir realisieren alles, was im Softwarebereich für den Ablauf einer Sendung nötig ist", beschreibt Rolf Burri, Leiter der tpc data, das Tätigkeits-feld des jungen Teams. In erster Linie sind dies Lösungen für hauseigene Produktionen. Beim Beispiel des Dollarkurses in der "Tagesschau" handelt es sich um Börsen-Grafiken, deren Erstellung durch die entwickelte Software massiv vereinfacht wird. Anstelle eines Grafikers
kann der zuständige Redaktor die Informationen von der Datenbank abrufen und mittels Kopierfunktion in einen "Stack" einfüllen, der die Daten im Nu in eine Grafik umrechnet. Bei Meteo am Mittag kommt ein von tpc data entwickeltes Touch-Screen-System zur Anwendung, mit dem der Moderator die Wetterkarte vereinfacht erklären kann. Daten wie Windgeschwindigkeiten und Temperatur werden ebenfalls über ein von tpc data entwickeltes System aufbereitet und grafisch umgewandelt.

Bei "Eiger, Mönch & Kunz" stammt nicht nur die Software, sondern auch die Hardware - in diesem Fall die Spielpulte der Kandidaten - aus der Entwicklung von Rolf Burri und Patrick Bauer. Die beiden langjährigen tpc-Mitarbeiter bringen ihr Know-how von früheren Tätigkeiten mit. Burri war 27 Jahre lang in der Studioproduktion im Bereich Bildtechnik tätig, Bauer arbeitete fünf Jahre in der Systemtechnik. Ihre Entwicklungen sind in den Gebäuden von tpc und SF DRS allgegenwärtig. In den Empfangsräumen wird ab März der Multimediabereich via Touch-Screen von einer zentralen Stelle aus bedient und auf das wartende Studiopublikum angepasst werden können. Die Entwicklung und Umsetzung nahm rund vier Monate in Anspruch. Kleinere Aufträge wie TED-Abstimmungen bringen einen Arbeitsaufwand von zwei bis fünf Tagen mit sich.

Wesentlich länger, nämlich ein Jahr, dauerte die Ausarbeitung einer Profilesteuerung zur erleichterten Verwaltung von Audio- und Videodaten. In den Sende-strassen und Studios werden die Video- und Audiodaten via Profilesteuerung auf einen Server gespeist und gespeichert, von dem sie
bei Bedarf wieder abgerufen werden können. Das Produkt hat bereits den Sprung nach Deutschland geschafft: Im letzten Oktober wurde es vom Saarländischen Rund-funk gekauft. Die Zeit der Videobänderstapel scheint endgültig vorbei. "Die ge-kauften Maschinen können an sich noch nichts, wir müssen ihnen beibringen, wie sie Daten zu behandeln und zu transferieren haben", erklärt Rolf Burri vereinfachend. tpc data entwickelt Software, die es ermöglicht, Daten di-gital zu verwalten und mit ent-sprechender Logik (wie Play-list, fixer oder freier Ablauf) abzuspielen.

"Technische Vereinfachungen sind dann sinnvoll, wenn monotone und zeitaufwändige Arbeiten durch vereinfachende Softwarelösungen effizienter erledigt werden können. Aber: Ein Computersystem ist statisch und kann nicht improvisieren. Dort, wo Entscheidungen getroffen werden müssen, darf man den Menschen nicht umgehen", so Rolf Burri.

Dem Zwei-Personen-Betrieb gehen weder Arbeit noch Ideen aus. Derzeit tüfteln Rolf Burri und Patrick Bauer an einer Softwarelösung, um bei einem Eishockeymatch die effektive Spielzeit einzublenden: Im Stadion erfasst eine Kamera die genaue Uhrzeit, die Daten werden dann über ISDN in die Sendestrasse übermittelt, dort ausgewertet und über einen von tpc data entwickelten Schriftgenerator ins Programm eingespeist.

Was macht tpc data in der Fernsehlandschaft so einzigartig? "Normalerweise werden ähnliche Produkte und Dienstleistungen von externen Softwarefirmen angeboten. Bei uns ist es so, dass in das Produktionszentrum noch eine Softwareentwicklungsfirma integriert ist. Gegenüber anderen Anbietern haben wir einen entscheidenden Vorteil: Wir bieten keine Standardsoftware. Da wir das Broadcast-Business kennen und eng mit dem Auftraggeber zusammenarbeiten, können wir das Produkt genau auf das individuelle Kundenbedürfnis abstimmen." Und dies nicht nur für SF DRS. Das breite Angebot von tpc data richtet sich an alle Fernsehschaffenden im deutschsprachigen Raum.