Zwei neue Knotenpunkte

Aus drei mach zwei: Im Rahmen des Projektes «Studiovision 2000» werden drei bestehende Produktionsregien auf deren zwei reduziert und aus den Studios ausgelagert.

Anfang Dezember dieses Jahres soll es so weit sein: Dann wird voraussichtlich die erste von zwei neuen Produktionsregien für Ton und Bild der Studios 1-3 in Betrieb genommen. Anstelle der bisherigen fest zu den Produktionsstudios zugeteilten Regieräumlichkeiten sind derzeit zwei von den Studioplateaus ausgegliederte Regien im Bau. Ursprünglich waren deren drei - eine Gross- und zwei Kleinregien - für den Betrieb von vier Plateaus geplant, doch im Zuge der Umwälzung in der Schweizer TV-Landschaft musste das geplante Projekt überarbeitet und den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. So wurden unter Einbezug von Kunden und Mitarbeiterwünschen zwei fast identische Regien mittlerer Grösse im ersten Stock des Studiotraktes geplant und in Bauauftrag gegeben. Von den beiden neuen Regien aus haben die Mitarbeitenden wahlweise Zugriff auf eines der drei Studioplateaus 1-3. «Die Auslagerung der Regien bringt eine Effizienzsteigerung in der Nutzung der Betriebstechnik für Ton und Bild mit sich», sagt Peter Schirmer, Leiter Produktion Studio. Bei einer Grossproduktion wie «Benissimo» beispielsweise werden Bild- und Tonregie im Gegensatz zum Studioplateau (das für Dekor- und Beleuchtungsaufbauten während rund zwei Wochen belegt ist) nur vier bis fünf Tage beansprucht. «Wir erwarten, dass wir durch die Zentralisierung der Regien die Auslastung der teuren Produktionseinrichtungen wesentlich verbessern können. Denn: Je höher die Auslastung ist, desto attraktivere Angebote können wir unseren Kunden machen.»
Mitte März dieses Jahres startete das Bauvorhaben. Ab Sommer wird der ebenfalls neu entstandene Apparateraum mit den technischen Gerätschaften ausgestattet. In den neuen, ausgelagerten Regieräumen wird die teils aus den 70er und 80er Jahren stammende analoge Bild- und Ton-Technik durch modernste digitale Einrichtungen ersetzt. Kameras, digitale Aufzeichnungsgeräte, Standbildspeicher und Studioinfrastruktur wie Funk, Plateaumonitore, Mikrofone und Gegensprechen werden von den bisherigen Regien übernommen. Das Studio 4 wurde Ende des vergangenen Jahres geschlossen, da am Ort des Apparateraumes dieser Produktionsplattform neu die Regie 2 zustehen kommt. Die beiden neuen Regien sind universell einsetzbar, für Kleinproduktionen ebenso wie für grössere Produktionen. Die Räumlichkeiten sind praktisch identisch - sowohl in der Gestaltung als auch in Bezug auf die Einrichtung und Anordnung der technischen Geräte. Der deckungsgleiche Aufbau der beiden Systeme sowie die heutigen technischen Möglichkeiten erlauben einen reibungslosen Austausch der projektspezifischen Daten zwischen den beiden Regien. Dies ermöglicht eine flexible Zuteilung der Produktionen in die jeweils verfügbare Bild- und Ton-Regie. So können die benutzerspezifischen Daten über längere Zeit gespeichert und bei derselben Sendung zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf aktiviert werden. Oder Ton-Konfigurationen im Büro vorzubereiten, ohne dabei einen der beiden Regieräume zu belegen: das ist künftig machbar.
Die Arbeitsplätze in der Bildregie sind in zwei Ebenen aufgeteilt: Vorne befinden sich Bildmischeinrichtung und Bildtechnik. In der hinteren, leicht erhöhten Ebene sind die Arbeitsplätze für die Redaktoren und die Bedienung des Schriftgenerators oder Videoprompters untergebracht. Der Bereich Kamerakontrolle ist auf sie ben Kameras ausgelegt, bei Grossproduktionen können jedoch drei weitere Kameras bedient werden. Die Bildregie kann je nach Anforderung der Produktion durch eine verschiebbare Glaswand in die beiden Bereiche Bildregie und Bildtechnik abgetrennt werden. Die akustische Abtrennung mindert die Lautstärke zwischen diesen Arbeitsplätzen um etwa 18 Dezibel. Zwischen Bild- und Tonregie gewährleistet ein Fenster Sichtkontakt. Das Abhören in der Tonregie wird in Dolby-Surround- Technik realisiert. Zu den Regien gehören auch zwei zuschaltbare Off-Kabinen. Die alten Regieräume werden nachdem Ausbau der technischen Apparaturen als Koordinationsräume, Produzentenplätze und Warteräumlichkeiten für Gäste genutzt. Die Lichtregien bleiben jedoch in den «alten» Produktionsregien bestehen.
Was ändert sich für die Mitarbeitenden des tpc? «Sie bekommen neue, dem aktuellsten Stand der Fernsehtechnik entsprechende Produktionsmittel. Ändern wird sich im Vergleich zu den heutigen Produktionsregien, dass Bildtechnik und Lichtregie nicht mehr im selben Raum sein werden. Im Weiteren wird kein direkter Sichtkontakt aus den Bildregien auf die Produktionsplateaus mehr möglich sein», so Peter Schirmer. Und welche Änderungen bringt die Zentralisierung der Regien und die Umrüstung auf neuste Apparaturen für die TV-Konsumenten mit sich? «Ausser der Minimierung der Pannenrisiken durch die Verstaltung bieten sich natürlich mehr Möglichkeiten, doch der Zuschauer wird dies in der Flut von Produktionen kaum wahrnehmen. Wir möchten unseren Kunden Produktionsmittel zu einem attraktiven Preis anbieten. Je günstiger wir produzieren können, desto mehr Produktionen können sich die Kunden in unseren Studios leisten. Dies bedeutet schlussendlich auch für die Zuschauer mehr Eigenproduktionen.»
Sind zwei Regien genug, damit sich die verschiedenen Produktionen nicht gegenseitig in die Quere kommen? «Aus heutiger Sicht ja», sagt Peter Schirmer. «dies fordert von uns aber eine optimierte Belegungsplanung in Absprache mit den Kunden. Und wenn es trotzdem mal Engpässe geben sollte - wenn beispielsweise drei Sendungen zur gleichen Zeit produziert werden -, dann kann ein Reportagewagen die Funktionen der dritten Regie übernehmen.»

Text: Peter Küchler
Fotos: Oscar Alessio, Merly Knoerle SF DRS