"Die Lehre ging für uns super auf"

Vier Jahre lang hiess es für Romain Haenni und David Kress reparieren, installieren und eine Menge Theorie pauken. Jetzt geht das Berufsleben für die beiden frisch gebackenen Audio-/Videoelektroniker erst richtig los.

Ende Juli war eure Lehrzeit beendet. Glücklich?
DAVID: Klar. Ich freue mich, dass ich mit der Lehre fertig bin, es geschafft habe.
ROMAIN: Ich auch. Endlich kann ich mal anständig Geld verdienen ... Wie es genau weitergeht, werde ich allerdings erst nach der RS sehen. Bis jetzt hab ich noch keinen Job.

Möchtet ihr im Beruf bleiben?
ROMAIN: Ja, mehr oder weniger: mehr Anwendung und Entwicklung, weniger Reparaturen. Und am liebsten in Richtung Audio. Tonoperateur würde mich interessieren. Oder auch etwas mit Informatik, Programme entwickeln etc. Ton ist mein grösstes Hobby. Deswegen bin ich auch ehrenamtlich bei Radio LoRa sehr engagiert. Mit Jobs gestaltet sich das aber schwierig. Die goldenen Zeiten der Medien sind eben vorbei. Ich wäre sehr gern im tpc geblieben. Doch leider gibt's hier derzeit keine solchen freien Stellen.
DAVID: Das ist bei mir anders. Ich wäre so oder so nicht geblieben, weil ich nicht mehr im Bereich Audio/Video weiterarbeiten möchte. Mich interessiert die Elektronik, aber mehr in der Industrie. Deshalb werde ich nach der RS ans Technikum gehen. Das dauert mindestens nochmals drei Jahre.

So im Nachhinein: Würdet ihr heute eine andere Lehre wählen?
DAVID: Nein, auf keinen Fall! Für mich war sie ideal. Ich hab auch nie daran gedacht, abzubrechen.
ROMAIN: Ich wollte schon immer etwas mit Elektronik machen. Die Lehre ging für mich super auf. Ich kam eigentlich immer gerne zur Arbeit. Obwohl es schon etwas anders war, als ich es mir vorgestellt hatte.

Wie anders denn?
ROMAIN: Ich hätte nie erwartet, dass in der Schule so viel Elektronik und Elektrotechnik gelehrt wird, dass dies ein solch riesengrosses Gebiet ist. Ich dachte, die Theorie sei spannender. Vor allem die ersten zwei Jahre waren ziemlich langweilig. Interessant wurde es, als wir die Kenntnisse auch praktisch anwenden konnten. Das Reparieren allerdings, das hab ich langsam gesehen ...
DAVID: Ja, das sagen viele nach dieser Lehre, dass sie genug hätten vom Reparieren und sie die Geräte jetzt lieber anwenden möchten. Trotzdem fanden wir die Reparaturen gut. Man muss schliesslich wissen, was in einem Gerät vor sich geht. Vor allem bei grossen Mischpulten und so.

Wie war das Verhältnis zum Vorgesetzten?
DAVID: Etwas wechselhaft. Es gab gute Zeiten, es gab schlechte Zeiten. Nicht nur mit dem Lehrmeister, auch mit den anderen Lehrlingen. Auf die Lehrabschlussprüfung wurden wir von unserem Vorgesetzten sehr gut vorbereitet. Er ist selber Experte und kennt sich da perfekt aus. Das war für uns optimal.
ROMAIN: Ja, das stimmt. Aber der Lehrmeister konnte auch sehr eigen sein. Er hatte seine Meinung und die vertrat er vehement. Das führte natürlich manchmal schon zu Komplikationen und Konflikten. Trotzdem wehrten wir uns auch für unsere Ideen. Doch wenn's krass wurde, sagten wir uns: Er ist der Chef. Wir wurden auch so ausgebildet: Die "Unterstiften" waren die "Unterstiften", ihnen konnte man Aufträge erteilen und sagen, wo es langgeht.

Seid ihr untereinander klargekommen?
ROMAIN: Jeder, der da bei uns herumschwirrte, machte und tat, war eine andere Person, hatte einen anderen Charakter. Das war schon sehr interessant. Man lernte völlig andere Seiten von Menschen kennen. Der ganze Betrieb, tpc und SF DRS zusammen, hat etwas ganz Eigenes: Da gibt es Leute, Über die man sich totlachen könnte. Die sind einfach total schräg. Man trifft alles an ...
DAVID: ... und es war auch echt spannend, wenn man beispielsweise Personen im ganz normalen Leben antraf, die man nur vom Bildschirm her kannte. Zum Beispiel Moderatoren, mit denen man sonst nie ins Gespräch gekommen wäre.

Was ist jetzt - nebst Job - noch angesagt?
ROMAIN: Tja, für mich Schaut's so aus: erstmal Militär, Stellensuche und dann möglichst bald ausziehen. Ich möchte schon mal auf eigenen Füssen stehen, eine eigene Wohnung haben und machen, was ich will.
DAVID: Für die nächsten Jahre habe ich mir nebst dem Tech eigentlich nichts vorgenommen. Ich wohne noch zuhause und kann es mir während des Studiums nicht leisten auszuziehen. Ich habe das Glück, dass mich meine Eltern finanziell unterstützen.

Habt ihr Träume?
ROMAIN: Musikproduzent mit eigenem Tonstudio: sowas würd ich cool finden. Produzieren würd ich dann HipHop, Jazz oder Funk, eher Alternative Music als Kommerz. Familie? Jetzt sicher nicht, vielleicht - sofern es sich ergibt - in zwanzig Jahren ...
DAVID: Ich wage es gar nicht so recht, mir so grosse Dinge vorzustellen, weil ich dann denke, dass es sowieso nicht in Erfüllung geht. Aber ich hoffe, nach dem Tech einen guten Job zu finden. Und dass mir dann noch genÜgend Zeit bleibt fÜr eine eigene Familie. Was wÜnscht ihr den neuen Lehrlingen?
DAVID: Dass die Lehrwerkstatt nicht schon wieder umziehen muss. Wir haben die Räumlichkeiten in den letzten vier Jahren dreimal gewechselt ...
ROMAIN: Ich würd mir wünschen, dass das tpc weltweit tätig wäre. Das wär natürlich sehr interessant, in allen Bereichen.

Interview: Brigitte Maurer
Foto: Anita Affentranger