Neues Nervenzentrum

Was für den Transit der Gotthard, ist für das tpc der Schaltraum: die Hauptverkehrsader des Fernsehsignals. Nun wird das Herzstück den veränderten technischen Ansprüchen angepasst und an einen anderen Standort verlegt.

Wenn ein Korrespondent in der Newssendung live aus Washington berichtet oder auf SF2 der Ball der Champions League rollt, dann sind die Mitarbeitenden des Schaltraums im wahrsten Sinne des Wortes am Drücker. «Alle optischen und akustischen Signale, die ins Haus reinkommen und rausgehen – abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen – werden über den Schaltraum abgewickelt», beschreibt Gordian Suter, Leiter Sendebetrieb Schaltraum und zuständig für die operationellen Belange bei der Planung des neuen Schaltraumes und Mitglied dessen Kernteams, den Knotenpunkt.

Der Schaltraum ist gewissermassen ein komplexes Nervenzentrum der hausinternen Produktionsmittel. Ebenso muss er die nationalen und internationalen Contributions- Bedürfnisse zur Aussenwelt erfüllen, wie auch die Sendesignale zur Distribution aufbereiten und 24 Stunden/365 Tage in Betrieb halten. So werden im tpc- Schaltraum die Programme von SF DRS mit Zusatzinformationen wie Teletext, VPS, Tonstatus und 16:9 usw. versehen. Die fertig aufbereiteten Programmsignale werden dann über die bestehenden Verbindungsleitungen der Distribution, dem Media Service Center (MSC), übermittelt, wo die Signale an die Endnutzer, die Zuschauer, weiterverteilt werden.

Im Schaltraum werden Verbindungen jeglicher Art hergestellt – sei es für Produktion, Aufzeichnung oder Sendung. Das Personal ist darum bemüht, dass die entsprechenden Signale normgerecht, fehlerfrei und rechtzeitig an die Abnehmer zur Weiterverarbeitung übermittelt werden. Die Arbeiten sind gleichzeitig und nach Prioritäten zu bewältigen, teilweise sehr kurzfristig. Dazu gehören auch schnell einzuleitende Havariemassnahmen.

Seit dem letzten Schaltraum- Umbau 1986 habe sich sowohl technologisch als auch strukturell ein starker Wandel vollzogen, so Gordian Suter. Die Broadcast-Technologie der Audio- und Videosignale habe sich von analoger zu IT-basierter digitaler Technik entwickelt. Ein Fortschritt, der auch grosse Auswirkungen auf den Bau der neuen Verbindungszentrale haben wird: «Die klassische Trennung von Bild und Ton wird es im neuen Schaltraum nicht mehr geben, da die digitalen Signale sowohl Audio- als auch Videosignale enthalten.» Diese technische Entwicklung erfordert auch bei den im Schaltraum arbeitenden Audio- und Videotechnikern eine Umstellung. Der Grossteil der 23 Operateure wird zu so genannten Schaltraumtechnikern umgeschult.

Der neue Schaltraum kommt in den ersten Stock des Studiotraktes zu stehen. Der aus drei Räumen bestehende Schaltraumkomplex verfügt über eine Fläche von knapp 260 Quadratmetern. In der Mitte der drei Räume befindet sich das Nervenzentrum, die eigentliche Schaltzentrale mit drei identischen Arbeitsplätzen sowie einer Monitorwand für die Überwachung der bis zu 60 gleichzeitig aufgeschalteten Signale. Maximal können hier gleichzeitig 16 externe Ereignisse koordiniert und überwacht werden. In Randzeiten kann der neue Schaltraum mit nur einer Person betrieben werden, bei Normalbetrieb arbeiten zwei Schaltraumtechniker im Schaltraum und bei Grossereignissen wie Olympischen Spielen, Parlamentswahlen oder in Katastrophenfällen wird das Zweierteam durch eine dritte Person ergänzt.

Auf der rechten Seite des Kontrollraums befindet sich der unbediente Apparateraum, auf der linken Seite das Büro für die administrativen Arbeiten.

Das Auftragswesen funktioniert in der neuen Schaltzentrale denkbar einfach: Per E-Mail oder Fax trifft die Bestellung ein und wird vom Operator im Schaltraum verarbeitet. Die in der Leistungsbestellung aufgeführten Posten wie Bild- und Tonleitungen sowie Zusatzgeräte werden auf ihre Verfügbarkeit am betreffenden Einsatztag hin überprüft und reserviert. In einem nächsten Schritt werden die meist parallel laufenden Signalverbindungen für Bild, Ton und Kommunikation zu so genannten Leitungsbündeln zusammengefasst. Mit dieser ereignisbezogenen Bündelung lassen sich alle nötigen Verbindungen bei Produktionsbeginn mit einem Knopfdruck aktivieren.

In die Planung des neuen Schaltraums wird auch das Selbstholprinzip integriert. Die Crew in der Studioregie kann dann via entsprechende Bedienungsgeräte die zuvor bestellten Audio-, Video- und Kommunikationsquellen selbst anwählen. Die Planung für den zukünftigen Schaltraum richtet sich auf die erwartete technische Entwicklung in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren aus. So werden auch neue Techniken wie das hochauflösende Fernsehen namens High Definition TV (HDTV) und Surround Sound in die Planung integriert. Derzeit wird das Pflichtenheft für das so genannte Signalmanagementsystem erarbeitet, das individuell auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten programmiert wird. Die Bauarbeiten für den neuen Komplex haben im Januar termingerecht begonnen. Gordian Suter rechnet damit, dass «zu Beginn des nächsten Jahres die beiden Schalträume parallel betrieben werden können.»

Die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme umfassen den Test der Infrastruktur und die Ausbildung des Betriebspersonals. Danach wird der neue Schaltraum im Frühling 2005 offiziell dem Betrieb übergeben.

Text: Peter Küchler
Bilder: Gordian Suter SF DRS