"Altes beiseite legen und Neues entdecken"

Gregor Zbinden ist seit einem halben Jahr als Personalentwickler des tpc tätig. Dem screen erkärt er seine Funktion und zieht eine erste Bilanz.

Herr Zbinden, was macht ein Personalentwickler eigentlich?
Oft setzt man Personalentwicklung mit Ausbildung gleich. Es ist jedoch mehr: Kurse und Ausbildungen sind grundsätzlich in Ordnung, die Entwicklung des Personals hat aber dann die grösste Wirkung, wenn sie an diejenige der Organisation gekoppelt ist. Für mich ist Personalentwicklung die umfassende Entwicklung von Mitarbeitern, Führung, Team und Organisation.

Wie arbeiten Sie mit den Vorgesetzten zusammen?
Ich bin ein interner Dienstleister. In unserer Personalpolitik ist festgehalten, dass die Vorgesetzten für die Personalentwicklung zuständig sind. Sie sind also meine Auftraggeber.

Sie sind seit einem halben Jahr beim tpc. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Persönlich macht mir der Job viel Spass. Die Branche ist interessant. Es gibt einiges zu tun. Viele offene Fragen müssen beantwortet werden. Das ist eine spannende Herausforderung.
Inhaltlich bin ich heute so weit, dass die Einführungsphase abgeschlossen ist. Ich kenne das tpc, habe mir die "Systemkenntnis" angeeignet, wie das bei uns im Fachjargon heisst.

Wie wurde der Übergang von SF DRS zum tpc verkraftet?
Im Moment wird noch etwas dem Alten nachgetrauert. Das tpc darf ruhig noch mehr vorwärts schauen und etwas weniger zurück. Durch die Ausgliederung des tpc zur eigenen Firma ergeben sich grundsätzlich viele neue Chancen, die es noch zu entdecken gilt.

Wo würden Sie da ansetzen?
Das "Unternehmertum" sollte gefördert werden. Ich meine damit mehr als die Kundenorientierung. Das umfasst auch, dass man Chancen vorausschauend erkennt, den Markt prüft, nach neuen Dienstleistungen sucht.

Gibt es dafür ein Rezept?
Es gibt viele Möglichkeiten! Wichtig ist, dass ein ernsthafter, umfassender und nachhaltiger Prozess in Gang kommt. Ich würde den Fokus auf zwei bis drei Themen legen und die Ressourcen bereichsübergreifend darauf ausrichten. So kann die angestrebte Veränderung flächendeckend greifen und die Gefahr, dass man wieder ins Alte zurückkippt, wird auf ein Minimum reduziert.

An welche Themen denken Sie?
An das Unternehmertum eben. Und das Verhältnis von Produktion und Entwicklung. Mit dem tpc hat man sozusagen die Produktion aus einem Unternehmen ausgegliedert und der ganze Rest blieb zurück. Ein lebensfähiges Unternehmen muss aber etwa dreissig Prozent der Ressourcen in die Entwicklung - das heisst die Strategie-, Personal- und Marktentwicklung, die Marktbearbeitung etc. - stecken. Dieses Verhältnis ist beim tpc noch nicht erreicht.

Wer soll in erster Linie angesprochen werden?
Ein Thema soll möglichst viele Personen und Kategorien von Mitarbeitenden erreichen. Wichtig ist, dass die Angesprochenen repräsentativ sind für alle Personen, die im Unternehmen beschäftigt sind.

Was möchten Sie im tpc bewirken?
Meine Mission ist der Aufbau einer internen Stelle für Personal- und Organisationsentwicklung.

Und was bringen Sie mit für diese Aufgabe?
Seit zehn Jahren bin ich begeistert im Bereich der Innovations-, Entwicklungs- und Lernprozesse tätig. Auch meine Weiterbildung habe ich ganz darauf ausgerichtet. Ich habe jeweils versucht, mir die Kenntnisse dort anzueignen, wo das Know-how herkommt: Innovationsmanagement an der ETH, am IAP Veränderungsprozesse aus psychologischer Sicht und am BWI die ökonomische Seite.
Ausbildung ist für mich als Personalentwickler ein immer währender Prozess. Nun habe ich eben ein Nachdiplomstudium an der Fachhochschule Olten in Unternehmungsentwicklung begonnen. Spannend ist da, dass Programm und Teilnehmer zu je einem Drittel aus den Sozialwissenschaften, der Technik und der Betriebswirtschaft kommen.

Sie arbeiten im tpc fünfzig Prozent. Wo trifft man Sie noch an?
Ich bin im selben Bereich auch freiberuflich tätig: als Trainer, Moderator, Coach und Projektleiter.

Wird Ihr Angebot im tpc genügend genutzt?
Quantitativ ja. Die Auftragslage ist gut, ich bin fast schon überbucht. Qualitativ ist es so, dass noch wenig geschäftsbereichsübergreifende Aufträge da sind, obwohl das aus meiner Sicht manchmal Sinn machen würde.

Zum Beispiel?
Bei den Prozessen. Oder im Unternehmertum. Oft höre ich: "Bei uns läuft das oder jenes gut, aber in den anderen Geschäftsbereichen weniger". Das hör ich beinahe überall...

Woran arbeiten Sie zurzeit?
Im Moment bin ich an der Architektur und den Designs verschiedener Veränderungsprozesse. Dann möchte ich die Stelle selbst noch konzeptionell entwickeln. Ich stelle mir da ein Konzept vor, das die verschiedenen Dienstleistungen der Personalentwicklung in ihrem Zusammenhang darstellt und der Personalentwicklung des tpc als Ganzes eine bestimmte Richtung verleiht.

Interview: Daniela Blaser
Foto: Rolf Siegenthaler